Man darf annehmen, dass die St. Knudsbrüder seit der Errichtung der Gilde im Jahre 1170 immer feste
Gildehäuser in Flensburg gehabt haben. Das sollte noch näher untersucht werden, wenn die Berichte
über die 10 - 12 Häuser der Gilde und einige Äcker im Stadtfeld gefunden worden sind.
Hier soll allein über die "Burg" der Gildebrüder aus dem Jahre 1844 erzählt werden. Sie liegt auf einem
Grundstück an einem Hang hinter dem "Mühlenteich" südöstlich des Stadtkerns an der sogenannten
"Hilligwater-Quelle" im Stadtviertel "Achter de Möhl". Das Grundstück hatte Ältermann Jess Kruse
sich schon 1840 durch einen Tausch gesichert. Es wurde als neue Schiessanlage der Gilde offiziell am
5. Juli 1841 festlich eingeweiht. Durch die Aufnahme neuer Brüder wurde die Grundlage für einen festen
Bau geschaffen. Ein Haus wurde errichtet und mit dem Namen "St. Knudsborg" im Jahre 1844 in Be-
trieb genommen. Das Ereignis stellte offensichtlich eine große Überraschung für die Flensburger dar.
"Noch kürzlich musste man die Auflösung der Gilde befürchten, die nun entgegen allen Erwartungen
einen kräftigen Aufschwung erfahren halte und sogar ein neues Schützenhaus auf Aktienbasis bauen
konnte."
Das Haus ist weiß gekalkt, die Aussicht von den kleinen Fenstern im
ersten Stock war einmalig. Nach Norden hatte man die ganze Stadt unter sich, im Westen sah man die
beiden Mühlenteiche und die hochgelegene Landstraße nach Schleswig. Im Süden lagen schöne
Fichtenplantagen und nach Osten hatte man einen weiten Blick über die Felder bis weit hinein nach Angeln.
Das hat sich im Laufe der Zeit leider sehr verändert.
Einige Jahre hindurch ging es der Gilde sehr gut. Ohne Störungen konnte man sich der Pflege des
Bruderschaftsgedankens, den alten Traditionen und dem Schießsport widmen, bis die politische Situation
um das Jahr 1848 für eine Reihe von Problemen und viel Unruhe sorgte; unter anderem wurde die
"Burg" als Lazarett genutzt. Man konnte aber alle Schwierigkeiten überwinden, und der Zusammenhalt
wurde nachhaltig gestärkt. Zur Verbesserung der finanziellen Grundlage wurden über mehrere Jahre
neue "Aktien" herausgegeben.
Um 1900 herum beherbergte die "St. Knudsborg" eine Gastwirtschaft, einen kleinen Gildesaal und die
Wirtswohnung. Später kam ein kleiner Anbau und ein Schuppen aus Holz hinzu. Letzterer diente als
Haus für die Schießanlage, die zwischen zwei Wällen lag. Über den Gildesaal und die übrige Einrich-
tung des Hauses ist leider nichts bekannt. Trotz vieler Erschwernisse während und nach dem 1. Welt-
krieg begann das Gildeleben erneut, und die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft wuchsen. Das ist
abzulesen von allen Fotos aus den 30iger Jahren, auf denen man einen Balkon für die Musiker und einen
Billardtisch in einem grösseren Gildesaal erkennt. Die Schießbahn lag weiterhin im Garten mit einem
hölzernen Schuppen als Stand.
Im 2. Weltkrieg wurde die "Burg" erneut als Lazarett genutzt, aber nach 1945 beeilten sich die Gilde-
brüder mit einem Neubeginn im Interesse der Gilde und des Gildelebens. Seitdem hat sich auf der
"Burg" viel verändert; 1958 eine neue Veranda. 1966 eine neue Schießbahn. 1969 eine Zentralheizung,
1972 eine verbesserte Veranda. 1972 vier Kegelbahnen. 1971 die Neugestaltung der Wirtswohnung,
1974 die Einrichtung einer "Kanzlerstube". 1979 die Restaurierung des Gildesaales. 1985 ein neuer
Treppenaufgang zum Saal. 1985 eine moderne Küche und 1995 neue Sanitäranlagen für die Kegelbahnen.
Erst 2018 wurden der Wintergarten, die Gaststube und die Veranda renoviert. Grundlegend anders gestaltet
wurden die Auffahrt und die Parkplätze.
All dies dokumentiert eindrucksvoll das Engagement der Brüder und der Freunde der Gilde mit dem
Ziel, auch in Zukunft sich auf der "Burg" zuhause zu fühlen und sich zu treffen nach altem Brauch.
Und die "Hilligwater-Quelle" fließt auch wieder.